Was kann ich tun, um zu fühlen, wie gut es mir doch eigentlich geht?

Ich bin Lehrerin und habe daher viel mit jungen Menschen zu tun, die das Schöne in ihrem Leben nicht wirklich erkennen können. So manche sind unausgeglichen, mürrisch, aggressiv, mutlos, haben „Null Bock“ und sehen / fühlen so rein gar nicht, wie viel Schönes sie täglich erleben und um sich haben.

Also machte ich mit ihnen folgende Übung: Jeder nahm sich ein leeres Blatt, einen Stift und sprach mit keinem anderen. Die Aufgabe lautete: „Schreibe dir ALLES auf, was du in deinem bisherigen Leben an SCHÖNEM erlebt oder erhalten hast. Beginne z.B. damit, dass du ein Bett sowie fließendes warmes und kaltes Wasser hast, täglich ausreichend zu essen hast, dass du sehen, hören, fühlen, schmecken, riechen kannst, du gesund bist, Ärzte dir helfen, wieder gesund zu werden, ein Fahrrad hast, du im Einkaufsladen kaum weißt, dich zu entscheiden, weil es dort so viele Produkte gibt, dass du zur Schule gehen kannst, was vielen Kinder auf der Welt verwehrt ist, du deine Meinung sagen darfst, was nicht in allen Ländern erlaubt ist, du Eltern hast, die sich um dich kümmern, usw.“ Der Satz, der vorne anstand, lautete: „Ich bin dankbar für bzw. dafür, dass ich, …“

Die Ergebnisse waren erstaunlich. Natürlich musste keiner meiner Schüler seine Ergebnisse vorlesen, denn diese Niederschriften waren ganz individuelle Ergebnisse. Aber ich sah an der Fülle dessen, was sie aufgeschrieben hatten, dass ihnen VIELES bewusst wurde, worüber sie zuvor noch nie nachgedacht hatten. Und genau dies meldeten mir meine Schüler zurück.  

Am Ende bat ich meine Schüler, diese Übung jeden Tag fortzusetzen, also die Auflistung fortzuschreiben. Zumal die im Unterricht erstellte Liste mit Sicherheit noch nicht allumfassend war. Das taten natürlich nicht alle Schüler, aber diejenigen, die das regelmäßig machten, berichteten mir bereits schon nach wenigen Tagen davon, dass sie sich viel besser fühlten und viel positiver ihr Leben sahen bzw. annehmen konnten. Und genau DAS ist auch der Effekt dieser Übung. Wir alle sind stets so sehr damit beschäftigt, uns über alles Mögliche zu ärgern, zu streiten, Kritik zu üben, die Fehler immer beim und im anderen zu sehen, …, statt uns darauf zu fokussieren, wie schön unser Leben ist. Das beginnt schon damit, dass die Vögel singen, die Sonne scheint, der Regen den Pflanzen zu trinken gibt und unsere Luft reinigt, sodass auch der Regen positiv ist, usw.

Mit einer anderen Schulklasse machte ich die folgende Übung: „Stelle dir, wenn du abends im Bett liegst, deinen ganz individuellen Korb vor und lege ALLES SCHÖNE hineinlegt, was du an DIESEM Tag erlebt hast. Das fängt z.B. bereits damit an, dass du in einem kuscheligen Bett aufgewacht warst, eine warme Dusche hattest, die Mama in der Zwischenzeit das Frühstück vorbereitete und das Schulbrot hergerichtet hatte oder ein anderer Mensch dir ein Lächeln schenkte  und ein Autofahrer für dich gebremst hatte, damit du nicht angefahren wurde, usw.“

Auch diese Übung machten nicht alle meine Schüler. Aber die, die das taten, waren geradezu begeistert davon, wie viel Schönes sie täglich erlebten und wie viel Schönes sie selbst an jenen Tagen erlebten, die für sie nicht gut verlaufen waren.

Wenn man sich mal JEDE Sekunde seines täglichen Lebens bewusst macht - und ich meine damit wirklich jede SEKUNDE -, dann realisiert man erst, wie viel Schönes und Hilfreiches jeder Tag hat, was einem aber gar nicht bewusst wurde: Die Sonne scheint, der Regen fällt, die Vögel suchen ihre Nahrung, der Wind ist kühlend, ein Dritter hält mir die Türe auf oder bedient mich im Geschäft freundlich, oder … Die Liste hat kein Ende, je genauer man wirklich mal hinschaut und sich JEDE Situation noch einmal ins Gedächtnis ruft.

Also schreibt entweder auf, wofür ihr in eurem Leben dankbar seid oder packt euch in euren individuell vorgestellten Korb ALLES hinein, was ihr an diesem konkreten Tag an POSITIVEM erlebt, gesehen, gefühlt, selber euch oder Dritten gegenüber gemacht habt. Packt auch all das positive Verhalten von Dritten euch selbst gegenüber hinein. Ihr werdet euch wundern, wie voll dieser Korb wird.

Das Leben ist so schön! Nur sind wir Menschen viel zu wenig dazu in der Lage, genau DIES zu SEHEN und zu GENIESSEN! Was wir dagegen gut sehen, ist alles NEGATIVE! SCHADE!!!“