„Als mein Rücken immer schlimmer wurde, konnte ich zunehmend weniger in meinem Alltag machen. Bücken, Einkaufstaschen tragen, spazieren gehen, staubsaugen, Fenster putzen, sitzen, stehen, laufen, - ständig hatte ich diese verdammten Rückenschmerzen. Ich war schon beim Orthopäden, wurde im Krankenhaus untersucht, bekomme derzeit Krankengymnastik und Physiotherapie und gehe zur Wassergymnastik, aber nichts hilft. Was nun?

Durch die Schmerzen bin ich oft gereizt. Sie ziehen wie elektrische Stromschläge ins Bein. Es ärgert mich, nicht mehr so belastbar zu sein. Ob Liegen, Stehen, Sitzen, ALLES tut nur noch weh. Ich spüre meine Beine gar nicht mehr richtig.

Wenn meine Freundin mit mir Motorrad fahren möchte, muss ich absagen, weil ich gar nicht mehr weiß, wie ich auf der Maschine sitzen soll. Im Auto habe ich mir auf die Kante zwischen Sitz- und Rückenfläche eine weiche Rolle gelegt, damit das Becken anders gelagert ist.

Ich glaube nicht, dass es irgendetwas Knöchernes ist. Irgendwie muss das etwas mit dem beruflichen Stress zu tun haben. Ich bin den ganzen Tag so gefordert, habe keine wirklichen Pausen, koordiniere ganz viel, mache z.T. 2 und 3 Sachen gleichzeitig. Mein Rücken und Körper kommen einfach nie zur Entspannung. Die gesamte Muskulatur verkrampft und blockiert die Beweglichkeit. Endresultat sind meine Rückenschmerzen.

Einen Stopp kann ich mir beruflich gar nicht leisten. Und jetzt mit der Inflation und den enormen Preissteigerungen ist es mir gar nicht möglich, auszusteigen. Was mache ich, wenn meine Schmerzen noch größer werden. Heute Morgen saß ich am Frühstückstisch und konnte kaum aufstehen. Teilweise greife ich bereits nach Schmerztabletten. Die sind zwar nicht gesund, aber was soll ich machen? Ich fühle mich wie zerrissen zw. Job, Zukunftsängsten, finanzieller Not, Versorgung der Familie und der Vernunft, eigentlich auf meine Gesundheit achten zu müssen. Und ich kann auch nicht meinen Chef im Stich lassen, nur weil ich Rückenschmerzen habe. Der Betrieb muss aufrecht erhalten bleiben, sonst gehen wir nämlich alle „baden“. Ich muss Hinstehen, koste es, was es wolle, denn sonst ist bei allen „das Licht aus“ – der Job ist weg und ich kann die Familie nicht mehr versorgen.

Wenn ich meinen Beruf aufgebe, dann müssen andere mehr machen, nämlich die Arbeit, die ich zuvor gemacht hatte. Diesen Egoismus möchte ich nicht leben, zumal ich damit meiner Familie ebenfalls nicht helfe, sondern eigentlich nur mir selbst. Es geht aber nicht nur um mich, denn wir leben alle in einer sozialen Gemeinschaft. Die funktioniert aber nur solange, wie jeder bei seinen Überlegungen immer auch die Auswirkungen auf die anderen mit im Blick hat.“