Plötzlich war ich schwanger

„Vermögend, gutes Elternhaus, hoher Bildungsstand und plötzlich war ich schwanger! Ich konnte es nicht glauben, nahm ich doch die Pille. Gerade 17 Jahre alt und schwanger, das war erst einmal ein Schock. Aber nicht nur für mich. Meine Eltern waren entsetzt, denn ihr Weltbild drohte zusammen zu brechen. Es hagelte Vorwürfe: „Schwanger? Wie oft haben wir dir gesagt, pass auf. Sag mal, wie kannst du nur so blöd sein? Du bist 17, gehst noch zur Schule und machst nächstes Jahr dein Abitur! Wie stellst du dir das denn jetzt vor?“ …

Die sich gleich daran anschließenden Fragen war: „Wer ist der Vater? Kennst du den Typen überhaupt? Kann der euch drei gut ernähren? Was macht der beruflich? Oder geht der auch noch zur Schule? Aus welchem Elternhaus kommt der?“ …

Nachdem die erste große Aufregung abgeklungen war, kehrte eine fast unerträgliche Stille ein. Wir alle saßen da, schwiegen uns an und gingen den Blicken des anderen aus dem Weg. Nach einer Weile ging Vater wortlos in sein Bürozimmer. Mutter saß nur da und weinte. Für sie brach gerade ihre Welt zusammen. Ich ging auf mein Zimmer, machte Musik an, schmiss mich auf mein Bett, den Blick zur Decke gerichtet und war gedanklich völlig leer.

Natürlich ging das Getuschel unter den Nachbarn los und in der Schule musste ich bekannt geben, schwanger zu sein. Es dauerte nicht lange und „die ganze Schule“ wusste es. Die einen sahen mich mitleidsvoll an, andere grinsten sich einen weg und wieder andere tuschelten hinter meinem Rücken. Doch es gab zum Glück auch noch diejenigen, die sich für mich und meine Situation interessierten und mich völlig normal behandelten. Die Zeit verging.

Meine Sorgen wuchsen, denn bald war das Baby da: Wie sollte ich das alles schaffen – Schule und Kind? Der Typ wollte von unserem Baby nichts wissen. Er war auch gar nicht in der Lage, uns drei zu versorgen. Oh Gott, wie konnte ich mich nur auf den eingelassen haben?! Das ist mir noch heute völlig unbegreiflich.

Vater war immer noch stock sauer auf mich und lehnte jede zukünftige Verantwortung ab. Mutter hatte sich inzwischen mit der Situation arrangiert und bot mir ihre Hilfe an, wenn das Baby da ist. Dennoch fühlte ich mich völlig überfordert mit dem, was da jetzt auf mich zukam: Diese große Verantwortung dem Baby gegenüber, sich ständig kümmern zu müssen, kaum noch Freizeit zu haben, gleichzeitig das Abitur machen zu müssen; ich bekam richtig Angst, konnte nicht mehr Schlafen, dachte an all das, was ich mir jetzt selber verbaut hatte - Karriere, ein toller Ehemann, viel Geld und ein geiles, sorgenfreies Leben, so wie ich es bisher kannte. Ich konnte nur noch weinen. Nichts mehr war geblieben von der – ja von was eigentlich? Von der „Göre“, die immer meinte, etwas Besseres zu sein, als andere. Und nun lernte sie das Leben kennen, das ganz normale Leben, für das sie fortan selbst verantwortlich ist.“