Liebeskummer / Beziehungsprobleme

Liebeskummer ist eines der schmerzhaftesten Gefühle überhaupt und kann uns geradezu krank machen.

"Ich bin seit 27 Jahre verheiratet. Mein Mann und ich lernten uns bei unserem Jurastudium kennen. Da er zwei Semester vor mir war, machte er auch sein Examen früher. Ich half ich ihm sehr, sein Examen zu bestehen und vernachlässigte in dieser Zeit mein eigenes Jurastudium.

Letztendlich hatte ich selber mein Examen nie gemacht, weil ich mit dem Prüfungsdruck und –stress so gar nicht klar kam. Mein heutiger Ehemann und ich vereinbarten, dass er Richter wird und ich die Rolle der Hausfrau und Mutter übernehme. Genauso kam es dann auch. Wir bekamen zwei Kinder, er arbeitete als Richter beim Amtsgericht und ich organisierte unseren Haushalt. Wir kauften uns ein Haus, das wir uns bei seinem Gehalt auch wirklich leisten konnten, ich zog unsere Kinder groß und wir alle waren mit dieser Situation sehr zufrieden.

Da ich immer schon eine sehr enge Bindung zu meinen Eltern hatte, kamen und kommen sie jeden Tag zum Mittagessen und Kaffee/Kuchen. Meistens fahren sie, kurz nachdem mein Mann nach Hause kommt, selber nach Hause, wobei sie sich mit ihm ebenfalls sehr gut verstehen. Mein Leben besteht also heute aus der Haushaltsführung (unsere zwei Kinder sind inzwischen außer Haus) und den täglichen Besuchen meiner Eltern. Mein Mann und ich haben daneben einen größeren Freundeskreis, mit dem wir uns immer mal wieder treffen.

Doch dann musste ich feststellen, dass mein Mann seit fast einem Jahr ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte. Es  begann damit, dass er immer öfter später nach Hause kam, bis er dann sogar ganze Wochenenden scheinbar beruflich wegfahren musste. Ich habe das anfangs gar nicht bemerkt, bis ich dann doch spürte, dass es zu seiner Abwesenheit erkennbar öfter kam, als je zuvor.

Eigentlich waren wir bis dahin eine ganz normale Familien mit zwei glücklichen Kindern. Mein Mann und ich lebten eine wunderschöne Sexualität, sprachen uns in allem ab, fuhren gemeinsam in den Urlaub und waren sehr zufrieden miteinander. Er kümmerte sich liebevoll um mich und unsere Kinder, so als hätte es diese Frau gar nicht gegeben. Mein Gott, ich war so blöd! Wie demütigend und erniedrigend das alles war, ist kaum auszudrücken. Aber ich liebte ihn dennoch! Ich wollte ihn nicht verlieren, denn dieser Seitensprung konnte nicht von Dauer sein, oder?

Letzte Woche war ich ihm hinterher gefahren, als er sagte, er habe ein Essen mit Berufskollegen. Ich stand im Dunkeln versteckt vor dem Fenster des hell erleuchteten Restaurants und beobachtete ihn und seine Geliebte. Dieses junge Flittchen war mit Sicherheit keine Kundin, so aufgetakelt wie sie da saß. Dieses junge Ding wagte es sich, mir meinen Mann zu nehmen? Und dieser selbstverliebte Kerl, der sich mein Mann nennt, saß dort wie ein potenzgesteuerter Stier. Es war so schrecklich und zerriss mir fast mein Herz. Ich weinte bitterlich. Wieder zu Hause angekommen, durchsuchte ich rasend vor Wut und Eifersucht alle seine Jacketts, um irgendwelche Informationen über diese Frau heraus zu bekommen. Ich stöberte in seinem Terminkalender, und ja, ich fotografierte ihn sogar ab. Ich fühlte mich von ihm so beschämt, so erniedrigt und sehr verletzt.

Ihn ansprechen, nein, das ging nicht. Vielmehr hoffte ich darauf, dass er es mir eines Tages selber sagen wird. Aber wann würde dieser Tag kommen und würde es diese „Wunschsituation“ überhaupt geben? Ich beschloss, mir nichts anmerken zu lassen, denn ob diese junge Frau tatsächlich seine Geliebte war oder vielleicht doch eine Berufskollegin, das wusste ich ja eigentlich immer noch nicht so wirklich. Meine Einschätzung sollte sich aber bald bewahrheiten.

Tage später fuhr ich mit meinem Auto durch die Stadt und sah, wie mein Mann mit einem dicken Blumenstrauß in der Hand einer Frau an einem Fenster zuwinkte und überglücklich in diesem Haus verschwand. Nun gut, jetzt wusste ich wenigstens, wo sie wohnte. Mir schnürte es die Kehle zu. In meiner Verzweiflung rief ich sogleich meine Freundin an, um mir von ihr einen Rat einzuholen, was ich jetzt machen oder wie ich reagieren sollte; denn ich wollte unsere Ehe nicht einfach so aufgeben: 15 glückliche Jahre, zwei Kinder, viele gemeinsame und wunderschöne Erlebnisse, Reisen, Lösung von Schwierigkeiten, wunderschöne Zeiten, der Kauf unseres Hauses … Wir hatten gemeinsam viel miteinander aufgebaut - das konnte ich nicht einfach so aufgeben. Mitten in meinem verzweifelten Gespräch mit meiner Freundin, kamen mein Mann mit dieser Frau aus dem Haus. Er hielt ihr galant die Wagentüre auf, hüpfte pfeifend um sein Auto, setzte sich rein und fuhr los. Ich bebte innerlich und fuhr hinterher. Meine Freundin war auf Lautsprecher gestellt. Sie wusste kaum, mich zu beruhigen, so fassungslos war ich. Am Schlosspark stiegen die beiden aus, gingen wie zwei Turteltäubchen Hand in Hand spazieren, redeten und lachten miteinander bis sie dann im nahegelegenen  Cafe verschwanden. Meine Freundin riet mir, zu ihr zu kommen, um mit ihr in Ruhe reden zu können. Das tat ich auch, denn ich konnte jetzt nicht mehr alleine sein.

Ich schrie, weinte, fluchte, als ich ihr meine Gefühlswelt darlegte. Heute kann ich gar nicht mehr sagen, was meine Freundin mit mir besprochen hatte, so aufgewühlt und überaus verletzt fühlte ich mich damals. Es war für mich die absolute Hölle. Er vergnügte sich mit einem deutlich jüngeren „Ding“ und setzte unsere Ehe und alles, was wir gemeinsam aufgebaut hatten, aufs Spiel! Er betrog nicht nur mich, sondern auch unsere Kinder, denn er hatte wahrlich schauspielerisch sehr gute Fähigkeiten.

Zunehmend mehr litt natürlich auch unser Sexualleben. Ich verweigerte mich fortan, womit ich ihn noch mehr in die Arme dieser Frau führte. Reden? Das konnte ich nicht. Lag es evtl. daran, dass ich selber keinen Beruf erlernt hatte und Sorge um meine finanzielle Situation hatte? Was hätte ich beruflich überhaupt machen können? Putze? Kassiererin? Ich war so verzweifelt. Auf dieses finanzielle Niveau zu sinken, war für mich unvorstellbar. O.k., meine Eltern hätten mich wohl nie „fallen lassen“, aber auch das war für mich so gar keine Lösung. Also schwieg ich und ließ alles geschehen, wie es war: Er hatte eine Freundin, war immer öfter nicht zu Hause, vergnügte sich mit ihr und ich hatte meine Beziehungen zu meinen Kinder, Eltern und ein paar wenigen Freundinnen. Und selbst von denen wusste nicht jede über meine Situation Bescheid.

Ich vertraute mich meinen Eltern an. Sie waren entsetzt und wollten sogleich mit ihm „ins Gericht gehen“. Das untersagte ich ihnen, denn es war nicht ihr Problem. Worin ich mich ihrerseits aber tragen ließ, war ihr Verständnis für mich und unsere Kinder.

Meine Sorge und Angst bestand darin, dass er uns verlässt, und ich dann nicht weiß, finanziell überleben zu können, ohne meine Eltern nötig zu haben. Mir wurde bewusst, dass ich, bis auf mein Abitur, nichts gelernt hatte, mit dem ich hätte gut leben können. Er hatte das Studium unserer beiden Kinder bezahlt, denn sich gegen sie zu stellen, war ihm absolut fremd. Dafür liebte er sie viel zu viel. Einen Ehevertrag gab es auch nicht. Als nicht examinierte „Juristin“ wusste ich, dass alle Finanzen, die er in unsere Ehe und Familie gesteckt hatte, verrechnet werden würde.

Noch heute leben wir in dieser Ehesituation. Unsere älteste Tochter ist bereits eine wirklich sehr erfolgreiche Juristin und unsere Jüngste wird eine vergleichbar erfolgreiche Zukunft haben.“